Ort und städtebauliche Einbindung
Das Gebäude steht an der Kreuzung des Mundsburger Damms mit dem Grünzug entlang der Wandse. An diesem Ort kreuzen zudem die Armgartstraße, die Papenhuder Straße und die Hartwicusstraße. Während der Stadtblock im Rücken des Grundstücks von Rotklinkerbauten der Nachkriegszeit geprägt ist, stehen an allen übrigen Ecken des weitläufigen Kreuzungsbereichs helle, plastisch gegliederte Gründerzeitbauten. Nach unserem Verständnis ist das neue Gebäude dem Rotklinkerblock vorgelagert. Es komplettiert das Ensemble der Eckhäuser mit städtischen, hellen Fassaden.
Das neue Gebäude ist polygonal um einen Innenhof organisiert. Es nimmt die Fluchten des dahinter anschließenden Blocks, und dessen sanfte Krümmung auf. Vor der abgeflachten Spitze des Gebäudes wird ein Platz freigehalten, auf dem alle Bestandsbäume erhalten werden. Zu der östlich anschließenden Wohnbebauung wird ein verträglicher Abstand eingehalten. Selbst bei einer zweigeschossigen Aufstockung des Nachbargebäudes, würden sich die Abstandsflächen nicht überlagern. Die ersten vier Geschosse des Neubaus nehmen annähernd die Höhe der rückwärtigen Nachbarbebauung auf. Die oberhalb folgenden Obergeschosse staffeln deutlich zurück. Sie verzichten auf den östlichen Gebäudeflügel, so dass eine zur Nachbarbebauung offene, V-förmige Figur entsteht. Auf diese Weise wird zum einen die Ecke an der Kreuzung betont, und die Höhe der gründerzeitlichen Bauten aufgenommen. Zum anderen gewährleistet die offene Figur eine gute Belichtung des Innenhofs, und den verträglichen Abstand zur Nachbarbebauung.
Fassaden und Materialität
Die Fassade des Gebäudes ist unter Bezugnahme auf die bestehenden Eckgebäude der Kreuzung in einem warmweißen Farbton gehalten. Für die Fensterprofile ist ein matter Bronzeton vorgesehen. Die Außenfassaden werden allseitig durch eine tektonische Struktur aus Betonwerkstein-Fassadenbändern, und Betonwerkstein-Fensterwangen geprägt. Schattenfugen ober- und unterhalb der Bänder unterstützen die Lesbarkeit dieser Fassadenordnung. Die Fensterwangen flankieren alle Wohnungsfenster. Ihre Form ist eingehend auf die horizontale Zonierung der Fassade differenziert. Geschlossene Wandfelder werden aus flächenbündigem, homogenem Mauerwerk mit farbgleichen Fugen ausgeführt. Breitere Fassadenbänder betonen die horizontale Gliederung in Sockel, Mittelbau und Staffel. Die Form und Größe der Fenster ist nach der Funktion der Räume differenziert:
Schallschutzloggien und der breitere Wohnungstyp erhalten dreigeteilte Fenster. Der schmalere Wohnungstyp erhält ein zweigeteiltes Fenster. Flure entlang der Nordfassade erhalten einflügelige Fenster. Breite Fensterstürze im Erdgeschoss ermöglichen die Integration der Laden- und Restaurantbeschriftung in die Fassade.
Erschließung
Alle Geschosse des Gebäudes werden über zwei Treppenhäuser, eines am Mundsburger Damm, eines an der Hartwicusstraße, erschlossen. Ringförmige Flure verbinden die Treppenhäuser. Die Zufahrt zur Tiefgarage erfolgt von der Hartwicusstraße.
Brandschutz
Alle Wohnungen sind über Flure an zwei notwendige Treppenhäuser angeschlossen. Der zweite Rettungsweg wird daher an keiner Stelle über mobiles Rettungsgerät der Feuerwehr geführt. Die Ausrundung der Innenecke des Lichthofs verhindert einen Brandüberschlag gemäß den Anforderungen der Bauordnung.
Wohnungen
Die Kleinstwohnungen der Obergeschosse entsprechen in ihrer Größe und Ausstattung den Anforderungen der Auslobung. Dank der sehr robusten Grundstruktur des Gebäudes sind Anpassungen und Veränderungen der Grundrisse gut möglich. Grundsätzlich gibt es einen schmaleren, und einen breiteren Wohnungstyp. Die Wohnungen werden überwiegend zu gespiegelten Paaren angeordnet, und an den Gebäudeecken entsprechend der Lage variiert. Die Schächte der Wohnungen liegen, unabhängig vom Wohnungszuschnitt, in allen Geschossen übereinander.
Aufteilung gefördert / freifinanziert
Die sozialgebundenen Wohnungen sind im Erdgeschoss und im ersten bis dritten Obergeschoss jeweils im nördlichen und östlichen Gebäudeflügel angeordnet. Sie werden über das Treppenhaus am Mundsburger Damm erschlossen. Die übrigen Wohnungen sind freifinanziert, und werden über das Treppenhaus an der Hartwicusstraße erschlossen.
Erdgeschoss
Das überhöhte Erdgeschoss ist vollständig überbaut. An der Gebäudespitze und zum Mundsburger Damm sind Flächen für Gastronomie und Geschäfte vorgesehen. An der Rückseite, und zur Hartwicusstraße sind Wohnungen im Hochparterre vorgesehen.
1.-3. Obergeschoss
Im ersten bis dritten Obergeschoss sind Kleinstwohnungen entlang eines ringförmigen Flurs angeordnet. Entsprechend der Anforderungen des Lärmschutzes wird der Flur auf der Seite des Mundsburger Damms an der Fassade geführt. Die Fassaden des Innenhofs nehmen die Rundung der östlichen Außenfassade auf. Die Wohnungen an der Gebäudespitze erhalten Schallschutzloggien. Die Wohnungen auf der Seite des Mundsburger Damms sind zur lärmabgewandten Seite orientiert.
4.-6. Obergeschoss
Die Wohnungen im vierten bis sechsten Obergeschoss sind bedingt durch die Rückstaffelung der Fassade um ca. 1,6 Meter etwas breiter und weniger tief, als in den darunterliegenden Geschossen. Elf Wohnungen haben direkten Sichtbezug zur Alster.
Untergeschoss
Im Untergeschoss werden siebzehn PKW-Stellplätze und Fahrradstellplätze in skalierbarer Anzahl über eine Rampe erreicht. In den übrigen Flächen sind Lager- und Abstellräume vorgesehen.
Gemeinschaftsflächen / Freisitze
Im ersten und zweiten Geschoss werden Gemeinschaftsräume für die Nutzer der freifinanzierten Wohnungen an der Nordwestecke des Gebäudes angeordnet.
Im 4. Obergeschoss, auf der Dachfläche über dem östlichen Gebäudeflügel sind Dachterrassen vorgesehen. Diese können nach Nutzern differenziert, oder zu einer Terrassenfläche zusammengelegt werden können.
Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit
Die kompakte, robuste Grundstruktur des Gebäudes, und die unempfindlichen, wartungsarmen Fassaden, lassen eine wirtschaftliche Erstellung und Unterhaltung des Gebäudes erwarten.
Freiraumgestaltung
Die fünf Meter tiefe, unbebaute Grundstücksfläche vor der Gebäudespitze wird von den Bestandsbäumen geprägt, und kann als städtischer Platz für die Außengastronomie genutzt werden. Die unbebaute Grundstücksfläche an der Gebäuderückseite wird begrünt, und mit Bäumen entlang des Fußwegs bepflanzt. Der Innenhof und alle Dachflächen werden begrünt.
WBW 2020 | 2. Preis |
Planung | 2020 |
Fläche | 8.690 qm BGF |
Bauherr | SAVVY 7 PropCo S.à.r.l |
Standort | Hamburg-Uhlenhorst |
Team | Julian Hillenkamp, Christoph Roselius, Bettina Doser, Noirin Kafka |