Städtebau
Der Entwurf gruppiert sechs kompakte Baukörper um zwei identitätsstiftende Plätze. Die offene Bebauung reagiert auf den heterogenen Kontext der urbanen Zwischenstadt, und ermöglicht eine vielfache Verzahnung der Außenräume mit der Umgebung. Der Kopfbau an der Gärtnerstraße leitet in das Quartier. Die Plätze werden durch öffentliche Nutzungen in den Erdgeschossen belebt. Die Gebäude sind vier- bis sechsgeschossig, und reagieren in Ihrer Höhe auf Anforderungen der Umgebung, und der Plätze. In der gewählten Anordnung ist die ambitionierte BGF-Zielvorgabe verträglich umsetzbar, und eine Justierung der Dichte in der weiteren Abstimmung bleibt innerhalb des Konzeptes möglich.
Erschließung / Rettungswege / Ruhender Verkehr/Anlieferung
Das Quartier wird weitestgehend autofrei erschlossen. Eine Rampe führt die PKWs von der Gärtnerstraße auf kurzem Weg zur Tiefgarageneinfahrt im zentralen Baukörper. Ein Erschließungsring gewährleitet die Erreichbarkeit aller Gebäude mit Feuerwehr, Müllfahrzeugen und Möbelwagen. Über eine großzügige Freitreppe erreichen die Fußgänger von der Gärtnerstraße aus das Quartier. Ein Netzwerk weiterer Fußwege stellt die Verbindung zum Spielplatz Streitkamp, zum Kindergarten, und in Richtung des Moorwiesengrabens her.
Gestaltungskanon
– Jedes Haus ist im Rahmen des Regelwerks anders.
– Das Fassadenmaterial ist lasiertes Holz. Abgestimmte Farbtöne differenzieren die Baukörper.
– Sockelgeschosse mit öffentlichen Nutzungen werden abgesetzt, und zeigt die Nutzung an.
– Die unteren Obergeschosse werden durchgehend mit Bänderungen und Gesimsen akzentuiert.
– Fenster werden bodentief, ohne massive Brüstungen ausgebildet.
– Metallgeländer vor den bodentiefen Fenstern sind von Haus zu Haus verschieden.
– Die Farbe der Fensterprofile wird differenziert auf die jeweilige Fassadenfarbe abgestimmt.
Studierenden-Wohnen – Kopfbau
Im Kopfbau am Quartierseingang studentisches Wohnen in Einzelwohnungen und WG-Wohnungen angeboten. Die Wohnungen werden über einen Mittelflur erschlossen. Zwei bauliche ermöglichen den Verzicht auf eine Feuerwehrzufahrt an der Gebäuderückseite. Im Erdgeschoss am Quartierseingang empfängt eine Ladenmietung für einen Bäcker alle Bewohner des Quartiers.
Studierenden-Wohnen – Zentraler Bau
Die Studentenwohnungen im zentralen Bau werden um einen Luftraum mit zwei Treppen im Gebäudekern gruppiert. Eine innenliegende Brandwand unterteilt den Baukörper in zwei Brandabschnitte. Der zweite Rettungsweg erfolgt über Rettungsgerät der Feuerwehr. Gemeinschaftliche Dachterrassen, Mobilitätszentrum, Co-Working-Spaces, Lernwerkstädten, Fitnessstudio, Waschküche und Fahrradwerkstatt im Erdgeschoss ergänzt das Angebot.
Senioren-Wohnen
In den Obergeschossen des östlichen Baukörpers werden Seniorenwohnungen in verschiedenen Größen vorgesehen. Dazu werden eine gemeinschaftliche Dachterrasse, Räume für gemeinschaftliches Leben, und unterstützende Services angeboten. Zwei bauliche Rettungswege werden über einen Mittelflur verbunden, und ermöglichen den Verzicht auf eine Feuerwehrzufahrt an der Gebäuderückseite. Im Erdgeschoss befindet sich das Generationen-Café, eine Arztpraxis und eine KiTa. An der südöstlichen Gebäuderückseite liegt das großzügige Außenspielgelände der KiTa. Über diese Nutzungen und Nachbarschaften sind die Senioren in das Leben des Quartiers eingebunden.
Geförderter Wohnungsbau / Eigentumswohnungen
Die drei südlichen Baukörper sind Wohnhäuser mit geförderten Wohnungen und Eigentumswohnungen entsprechend dem geforderten Anteilen. Drei- und Vierspänner werden über je zwei Treppenhäuser pro Baukörper effizient erschlossen. Außenliegende Sicherheitstreppenhäuser (mit Vorplatz im Freien, ohne Überdrucksysteme) ermöglichen die Ausrichtung von Wohnungen nach Süden zur Platzabgewandten Seite ohne Feuerwehrumfahrten. Jeder Baukörper erhält eine Gemeinschafts-Dachterrasse mit angelagerter Gemeinschaftsküche. Der Wohnungsmix bietet ein- bis Vierzimmerwohnungen. Wohnungsgrößen und Anteile können in der modularen Gebäudestruktur entsprechend den Bedarfen flexibel angepasst werden. Die ebenerdigen Erdgeschosswohnungen erhalten kleine private Gärten.
Konstruktion, Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit
Ein wesentlicher Fokus des Entwurfs liegt auf dem Konzept zur Nachhaltigkeit, und auf der Realisierbarkeit des Bauvorhabens in Zeiten der Ressourcenverknappung und extremer Baukostensteigerung. Hierzu antizipiert die Konstruktion von vorneherein die beabsichtigte Art der nachhaltigen Bauweise: Für alle Gebäude werden sehr einfache, kompakte Kubaturen gewählt, und alle Gebäude erhalten ein durchgängiges modulares Gebäuderaster. Dies ermöglicht ein hohes Maß der Bauteilstandardisierung, Vorfertigung und Bauzeitverkürzung. Als Fassadenmaterial wird Holz gewählt. Die Gründächer werden mit Photovoltaikmodulen bestückt. Balkone werden auf Stützen montiert und begrünt. Auf Vor- und Rücksprünge, komplizierte Details, Auskragungen und Staffeln wird bewusst verzichtet. Ziel ist die Optimierung der Gebäudekonstruktion für einen bezahlbaren Holzmassivbau oder wahlweise einen Holzhybridbau mit Hohlkammerdecken, unter weitestmöglicher Reduktion des Ortbetonanteils. Diese nachhaltige Bauweise ist wirtschaftlich umsetzbar, da die besonderen Anforderungen bereits im Entwurf berücksichtigt werden. Entscheidend ist nicht der Einsatz von Holz bis ins letzte Bauteil, sondern die grundsätzliche Abkehr von herkömmlichen Bauweisen, hin zu nachhaltigen, rezyklierbaren Baustoffen.
Freiraum
Das freiraumplanerische Grundgerüst beruht auf dem spannungsreichen Wechsel zwischen „harten“ Gemeinschaftshöfen, und „weichen“, grünen Gartenseiten. Dieses Leitmotiv wird qualifiziert und weiterentwickelt.
Die „harten“ Gemeinschaftshöfe dienen der Erschließung, und bieten zum anderen verschiedene Nutzungs- und Aneignungsmöglichkeiten. Ein farblich akzentuierter Pflasterstreifen wird als „Aurazone“ vor den gemeinschaftlichen Nutzungen verstanden, und kann flexibel bespielt werden, beispielsweise für die Außenbestuhlung des Cafés. Ein baumbestandener Vorplatz an der Gärtnerstraße markiert den Quartierseingang. Die große Freitreppe fasst den folgenden Platz und lädt zum Verweilen ein. Gruppen einzelner Bäume untergliedern die Platzflächen.
Erdgeschossige Wohnungen mit Ausrichtung zum Platz erhalten einen Vorgarten. An den südwestlichen Rückseiten werden den Wohngebäuden Privatgärten vorgelagert.
Die südöstliche Waldkante wird aufgeforstet. In die Naturwiesenflächen zwischen dem Wald und den Gebäuden werden Spielplatzinseln und Fußwege einbeschrieben. Das Biotop an der östlichen Grundstücksecke bleibt naturbelassen.
Barrierefreiheit
Gemeinschaftsnutzungen werden ebenerdig vorgesehen. Rollstuhlgerechte Stellplätz werden in der Tiefgarage verteilt. An dem topographiebedingten Höhenversatz wird im Bereich der Freitreppe ein öffentlicher Aufzug vorgesehen. Alle Gebäude werden über Aufzüge barrierefrei erschlossen. Seniorenwohnungen und Studentenwohnungen werden in Abstimmung mit den Betreibern in Teilen rollstuhlgerecht hergestellt.
Wettbewerb 2022 | 2. Preis |
Planung | 2022 |
Fläche | ca. 23.450 qm BGF |
Bauherr | Uhlenkrog Immobilien |
Standort | Kiel |
Team | Julian Hillenkamp, Christoph Roselius, Fabiana Heuser, Lina Stellwagen, Fabrizio Zandegiacomo de Lugan |