Nobistor 16

Das Konzept der umgesetzten Revitalisierung überzeugte, da statt eines Neubaus wesentliche Teile der Bausubstanz wieder verwendet wurden, und das Gebäude als angestammter Teil des Quartiers erhalten bleibt. Mit der Craftbierbrauerei wird zukünftig eine ortstypische, öffentlich zugängliche Nutzung die Reeperbahn am Westende ergänzen. Die Fassade zum Nobistor wird geöffnet. Durch die Rückstaffelung der Aufstockung bleibt die Traufhöhe des Gebäudes unverändert.

Historie
Der Bestandsbau setzt sich aus vielen Bauabschnitten zusammen. Die ersten Gebäudeteile wurden bereits 1902 am Nobistor, damals noch Reichenstraße 22, mit einer historisierenden Fassade errichtet. 1931 folgte im rückwärtigen Teil ein Ergänzungsbau. 1960 wurde mit einem weiteren Anbau die Verbindung zur Holstenstraße hergestellt. Im Laufe der Jahre wurde die Bausubstanz zudem stark überformt und immer wieder den wechselnden Bedürfnissen des Möbelhauses angepasst. Die alten Fassaden wurden nach Beseitigung der Kriegsschäden durch eine modernistische Gestaltung ersetzt. In den siebziger Jahren führte eine Einkaufspassage durch das Gebäude. In den achziger Jahren wurde ein zusätzliches Treppenhaus ergänzt und die Passage geschlossen. Ende der neunziger Jahre wurde das Möbelhaus geschlossen und der Bau stand seit dem im Wesentlichen leer. Tauben nisteten sich ein und Regenwasser tropfte durch die Geschosse. Diverse Anläufe, an der Stelle ein neues Kino oder ein Hotel zu errichten, scheiterten.

Bausubstanz
Der Umbau stellte eine besondere Herausforderung dar, da der Bestandsbau sich als Konglomerat unterschiedlicher Bauweisen und Umbauten erwies. Es fanden sich u.a. Gusseiserne Stützen, Kappendecken, Tonsteindecken, Holzkonstruktionen und verschiedene Konstruktionen aus der Frühzeit des Stahlbetonbaus. Frühere Eingriffe wurden nur sporadisch dokumentiert. Kriegsschäden wurden nicht nachhaltig beseitigt. Der bauliche Brandschutz entsprach nicht heutigen Anforderungen.

Baumaßnahmen
Die Revitalisierung des Gebäudes erfolgte mit einigen großmaßstäblichen Eingriffen und sehr vielen Maßnahmen im Detail:

Zunächst mussten der baufällige Dachstuhl und die Decke über dem 4. OG, sämtliche Fenster, alle Fassadenbekleidungen, alle Innenwandoberflächen und alle technische Einbauten bis auf einige erhaltenswerte Stilelemente abgebrochen und entfernt werden. Zur Gewährleistung einer ausreichenden Belichtung wurde dann der bestehende Lichthof durch einen Teilabbruch in seiner Größe verdoppelt, und die Lichthoffassaden wurden weitestgehend geöffnet. Die neue Geschossdecke über dem 4. OG wurde als Stahlkonstruktion mit Stahlbetonfiligranplatten hergestellt. Darauf wurde ein neues Staffelgeschoss als leichter Stahlbau errichtet. Die Vertikalerschließung wurde durch ein neues Zugangsfoyer am Nobistor, eine direkte Treppe vom Nobistor in das 1. OG, und einen zusätzlichen Fahrstuhlschacht ergänzt. Umfangreiche Maßnahmen zur Brandschutzertüchtigung wurden insbesondere an allen Stahlbauteilen ausgeführt. Das Untergeschoss wurde vollständig abgedichtet. Umfangreiche technische Installationen zum Betrieb einer Gastronomie und zeitgemäßer Arbeitsstätten wurden in das Gebäude eingebracht. Insbesondere wurden große Lüftungsanlagen im  Untergeschoss installiert. Die rückwärtigen historischen Lochfassaden wurden mit Aluminiumfenstern und einer außenliegenden Dämmung energetisch ertüchtigt. Die Außenwandoberflächen des Lichthofs und der Aufstockung erhielten eine Aluminiumkaltfassade. Die neue Fassade zum Nobistor wurde durch  die Entfernung der Fesnterbrüstungen geöffnet, um das Innenleben sichtbarer zu machen. Die Glasfassade wurde zurückgezogen, so dass Loggien entstanden, die eine Übergangszone zwischen dem Betrieb im Inneren und dem Leben auf der Straße schaffen. Diese Loggien wurden mit Lochblechen ausgekleidet, in die ein florales Tapetenmuster eingestanzt ist. Die Außenwandoberflächen zum Nobistor sind mit schwarz glänzenden Fassadenriemchen bekleidet.  Eine Falt-Schiebefassade kann zukünftig im Erdgeschoss geöffnet werden, und  die Fläche zwischen dem Gebäude und dem Treppenabgang der S-Bahn kann durch Außengastronomie bespielt werden.

 

Direktauftrag  
Planung LPH 1-8 (2012-2017)
Realisierung 2017
Fläche 6400 qm BGFa
Bauherr Xanadu Real Estate GmbH
Standort Hamburg-Altona
Team Julian Hillenkamp, Diana Meyer, Mareike Selonke, Stephan Rump, Katharina Riefenstahl, Christoph Roselius