Neues Wohnquartier an der Gorch-Fock-Straße

Entwurfsleitende Idee

Der Entwurf nimmt die auf Fehmarn typische Siedlungsform der dörflichen Gehöfte auf, und entwickelt daraus einen ortsspezifisch maßgeschneiderten Städtebau. Die Gebäudetypologien – Doppeläuser, Reihenhäuser und Geschosswohnungen sind der Umgebung entnommen, und werden für die Höfe in wechselnder Zusammensetzung durchmischt. Auf diese Weise bietet jeder Hof Wohnangebote für verschiede Einkommensgruppen und Lebensverhältnisse. Indem die Gebäude der Höfe um Erschließungsplätze gruppiert werden bilden sie soziale Gemeinschaften, und Orte der heimatlichen Identifikation. Die Zuordnung spezifischer Baumarten und Außenraumnutzungen individualisiert die Höfe zusätzlich. Die städtebauliche Grundstruktur lässt den Bewohnern und Projektentwicklern Rahmen festgelegter städtebaulicher und gestalterischer Leitlinien Raum für die eigenständige Gebäudemischung und Ausgestaltung der Höfe.
Ein kleiner Quartiersplatz am südlichen Rand bietet übergeordnete Angebote, und öffnet das Quartier zur Nachbarschaft. Motorisierter Verkehr wird auf eine Spielstraße minimiert. Ein differenziertes Wegenetz verbindet das Quartier fußläufig mit der Umgebung. PKWs werden auf den Höfen in Mikrohubs geparkt. Die Stellplatzanzahl kann hofweise skaliert und nachgesteuert werden.
Zeitgemäßer Holzbau und umfängliche Vorkehrung zur Gewinnung regenerativer Energien berücksichtigen die Herausforderungen des Klimawandels.

Städtebauliche Konzeption

Das Grundstück wird in neun Felder unterteilt. Sieben Felder werden von Wohngehöften besetzt. Ein Feld im Nordosten wird auf Grund des Lärmschutzes nicht bebaut. Hier werden ein Retentionsbecken und ein Bolzplatz angeordnet. Ein Platz auf dem mittleren Feld an der Gorch-Fock-Straße, gegenüber dem vorhandenen Spielplatz, bildet das Entré des Quartiers. Hier werden öffentlichere Funktionen, ein Bäcker, eine Kita und Altenwohnen um einen kleinen Platz gruppiert.
Die Wohnhöfe werden jeweils von einem innenliegenden Erschließungsplatz erschlossen. Um diesen sind Wohngebäude unterschiedlicher Typologien angeordnet. Die privaten Gärten liegen außen.
Eine winkelförmige Spielstraße gewährleistet die Erreichbarkeit des Quartiersinneren für motorisierte Fahrzeuge. Jeder Hof verfügt über einen integrierten, oberirdischen Mikrohub mit 11-14 Stellplätzen (22-28 Stellpl. mit Doppelparkeren). PKWs im öffentlichen Raum werden auf das notwendige Minimum der Besucherstellplätze reduziert. Eine Erschließungsring verbindet fußläufig alle Höfe miteinander. Fußwege zwischen den Gärten bilden eine tertiäre Erschließungsstruktur, und vernetzen das Quartier zusätzlich mit der Umgebung.

Architektonisches Konzept

Die Wohnhöfe werden aus folgenden Gebäudetypologien zusammengesetzt:
zweigeschossige Doppelhäuser, zweigeschossige Reihenhäuser unterschiedlicher Breite, dreigeschossige Geschosswohnungsbauten. Dazu erhält jeder Wohnhof ein dreigeschossiges Gebäude, dass den Micro-Hub, eine oberirdische Parkgarage mit min. elf Stellplätzen integriert. Auf dem Hub werden wahlweise drei Reihenhäuser oder bis zu acht Geschosswohnungen vorgesehen. Der Microhub beinhaltet auch den Müllstandort, Fahrradstellplätze, Ladestationen und wahlweise eine Hofküche für die Hofgemeinschaft. Mittels mechanischer Parksysteme kann die Anzahl der Stellplätze verdoppelt werden.
Zwei Sonderbauten mit öffenlichen Nutzungen stehen am Quartiersplatz.
Eine Gestaltungssatzung gibt Vorgaben bezüglich der Holzanteils der Fassaden und der begrünten Pultdächer, um dem Quartier eine koordinierte gemeinschaftliche Erscheinung zu geben.

Gestaltungskonzept

Das Quartier wird in seiner Erscheinung zunächst von der starken Durchgrünung der nach außen gekehrten Gärten geprägt. Die zwei- bis dreigeschossigen Baukörper werden nach einigen Jahren von den Bäumen überragt. Den Höfen werden als zusätzliches Unterscheidungsmerkmal verschiedene Baumarten zugeordnet. Die autofreie Durchwegung auf Fuß- und Radwegen prägt das Lebensgefühl.
Die Beschränkung auf einfache, vorwiegend volumetrische Baukörper, mit Holzfassaden und begrünten Pultdächern ohne Dachüberstand, gewährleistet unter Zulassung von viel individueller Varianz eine beruhigende Vereinheitlichung des Ortsbildes.
Geschlossene Oberflächen der gemeinsamen und verbindenden Außenanlagen – die Plätze und der Erschließungsring, werden mit einem durchgängigen ortstypischen Klinker-Bodenbelag hergestellt.

Barrierefreiheit

Die sieben Wohnhöfe mischen jeweils verschiedene Wohnformen und Größen. Sie werden von privaten Gärten umschlossen. Die gemeinschaftlichen Bereiche in den Hofmitten dienen der Erschließung und Begegnung. Sie werden von den Bewohnern individuell mit Nutzungen für Kinderspiel, gärtnerische Experimente, und Gemeinschafts- unternehmungen ausgestaltet. Hofküchen und Mikrohubs unterstützen diese Nutzungen. Geschosswohnungen mit Aufzügen sind barrierefrei erschlossen, und verfügen über PKW-Stellplätze in Wohnungsnähe. Der Bolzplatz mit Jugendhaus und der gegenüber gelegene Spielplatz bieten Angebote für Kinder und Jugendliche. Der kleine Quartiersplatz wird von einem viergeschossigen Punkthaus mit Kleinstwohnungen und Bäcker/Laden, und einem dreigeschossigen Riegel mit Kita und Altenwohnungen gefasst. Über diesem Platz werden die Kinder zur KiTa gebracht, Eltern verweilen bei einem Kaffee, Kinder vom Spielplatz holen sich etwas aus dem Laden, und die älteren Bewohner beobachten das Geschehen.

 

 

Wettbewerb 2022  
Planung  2022
Fläche  28.000 qm BGF
Bauherr Stadt Fehmarn
Standort Burg auf Fehmarn
Team Julian Hillenkamp, Christoph Roselius, Fabiana Heuser, Lina Stellwagen, Fabrizio Zandegiacomo de Lugan