Städtebau
Der Entwurf für die neue Bebauung des Karlsquartieres, Dortmund der Baufelder SO1 und SO2 orientiert sich an dem gründerzeitlichen Quartier um den Borsigplatz. Die Merkmale Blockrandbebauung, funktionale Durchmischung der Erdgeschosszonen, klare Trennung von öffentlichen und privaten Räumen, sowie einer ablesbaren und adressbildenden Parzellenstruktur werden aufgenommen, und konsequent weiterentwickelt. Die Blockrandbebauung wird durch Einschnürungen, Unterbrechungen der Staffelgeschosse, und farbliche Differenzierung in sechs klar ablesbare Einzelgebäude mit jeweils eigenen Eingängen untergliedert. Jedes einzelne Haus wird im Rahmen dieser Typologie gestalterisch differenziert, und als eigenständige Adresse kenntlich gemacht. Die Architektursprache ist entschieden urban und selbstbewusst. In den Erdgeschosszonen beleben Öffentliche Nutzungen den Straßenraum, wo immer es die Anlieferungen und Garagenzufahrten erlauben. Am östlichen Quartiersplatz liegen Einzelhandelsflächen. An der nördlichen Planstraße befindet sich der Eingang zum Nahversorger, ein Quartierstreff und der Gemeinschaftsbereich des Mikrowohnens. An der südlichen Dürener Straße werden ein Mobilitätszentrum und Maisonette-Einheiten mit eigenen Eingängen angeordnet, die flexibel für Arbeiten und Wohnen genutzt werden können. Ein durchgängiger Gestaltungskanon gibt der Vielfalt der Fassaden ein kompositorisches Regelwerk. Vielfalt und Gemeinsamkeit werden in ein ausgewogenes Verhältnis gebracht.
Gestaltungskanon
- Jedes Haus ist im Rahmen des Regelwerks anders.
- Das Fassadenmaterial der Obergeschosse ist strukturierter durchgefärbter Putz. Vier abgestimmte Farbtöne differenzieren die Häuser.
- Das Fassadenmaterial aller Erdgeschosszonen ist Backstein, bzw. Keramik in der Farbe des zugehörigen Gebäudes. Der Materialwechsel zeigt die öffentlichen Nutzungen an.
- Das Fassadenmaterial der Staffelgeschosse und Gebäudeeinschnürungen ist lasiertes Holz in der Farbe des jeweiligen Gebäudes.
- Die Straßenfassaden sind gebäudeweise in sich symmetrisch. Die Vertikalität der Fronten wird so betont.
- Die Obergeschosse werden mit Gesimsen akzentuiert.
- Alle Fenster werden bodentief, ohne massive Brüstungen ausgebildet.
- Metallgeländer vor den bodentiefen Fenstern sind von Haus zu Haus verschieden.
- Die Farbe der Fensterprofile wird differenziert auf die jeweilige Fassadenfarbe abgestimmt.
Gebäudeerschließung / Rettungswege
Die Eingänge der erdgeschossigen Gewerbeflächen liegen sinnfällig auffindbar an den Straßenfronten. Alle Wohnungen werden über Treppenhäuser von den Straßen aus erschlossen. Häuser an der nördlichen Planstraße (Haus 3,5) erhalten Sicherheitstreppenhäuser, so dass auch südorientierte Wohnungen mit reiner Innenhoforientierung hergestellt werden können. Auch die Gebäude entlang der Dürener Straße erhalten dort Sicherheitstreppenräume, wo die Anleiterbarkeit durch den Baumbestand nicht möglich ist. Alle Treppenhäuser erhalten auch einen Ausgang zum gemeinschaftlichen Innenhof. Für die freifinanzierten Mikrowohnungen werden zwei notwendige Treppenhäuser durch einen Flur verbunden.
Wohnungen
Der geforderte Wohnungsmix und die Zuweisung der Finanzierungsarten werden eingehalten. Insgesamt werden 321 Wohnungen hergestellt. Diese werden effizient über zwölf Treppenhäuser erschlossen. 115 freifinanzierte Mikrowohnungen befinden sich in dem westlichen Baukörper. 206 geförderte Wohnungen verteilen sich auf die übrigen Häuser. Die Wohnungsgrößen entsprechen den Förderkriterien. Die Schlafzimmer der Wohnungen an der Dürener Straße erhalten lärmabgewandte Schlafzimmer, bzw. Schallschutzloggien. Mikrowohnungen erhalten eine West- oder Ostausrichtung. Wohnungen mit einer reinen Nordausrichtung werden vermieden. Die Kellerräume der Wohnungen werden in einem Zwischengeschoss über der Parkgarage angeordnet.
Einzelhandel / Gewerbe
Der Eingang des Nahversorgers liegt an der nördlichen Planstraße. Shop-in-Shop Angebote beleben die Straßenfront. Weitere Einzelhandelsflächen sind Richtung Quartiersplatz orientiert, und ermöglichen eine Außenbestuhlung.
Ruhender Verkehr / Tiefgaragen /Anlieferung
Die Zufahrt zur erdgeschossigen Ladezone des Supermarktes erfolgt von der Dürener Straße. Die ebenerdige Parkgarage wird von Westen erschlossen. Hier werden 80 Stellplätze für den Einzelhandel hergestellt. Die Zufahrt zur Tiefgarage liegt ebenfalls an der Dürener Straße. Hier werden 136 Stellplätze geplant. Maximal könnten 148 Stellplätze hergestellt werden. Die Tiefgarage kann bedarfsabhängig skaliert werden. Die Fahrradgarage wird über eine eigene Rampe von der Dürener Straße erreicht. Es werden 531 Fahrradstellplätze hergestellt.
Konstruktion
Aufgrund der Größe und statischen Komplexität sollen das Erdgeschoss und die Untergeschosse im Wesentlichen aus massiven Baustoffen (Mauerwerk, Beton) hergestellt werden. Für die Obergeschosse wird eine Holz-Hybridbauweise vorgeschlagen: Tragende Innenwände und die Geschossdecken werden als Massivbau hergestellt. Die Fassaden werden in Holzrahmenbauweise mit hinterlüfteten Putzträgerplatten errichtet. In Teilflächen werden Holzverschalungen eingesetzt. Diese werden geschossweise brandschutztechnisch gekapselt. Diese Konstruktion erlaubt sowohl die Reduktion energieintensiver Baustoffe, als auch die Vergrößerung der Nutzfläche gegenüber der Bruttogeschossfläche.
Nachhaltigkeitskonzept
Für die Reduktion des Verbrauchs grauer Energie bei der Gebäudeerstellung ist die Reduktion des Betonanteils maßgeblich. Daher wird ein einfacher Lastabtrag zwischen übereinander angeordneten Fenstern gewählt, der einen Holzbau begünstigt. Fassaden der Obergeschosse werden in Holzrahmenbauweise errichtet. Mit Bio-Alkohol vorbehandeltes Fassadenholz (Produkt Kebony o. glw.) ist extrem langlebig. Begrünte Dächer unterstützen die Retention und die Artenvielfalt der Insekten. Die flachgeneigten Dachflächen werden zusätzlich für Photovoltaikpaneele genutzt. Die Haustechnik soll so einfach wie möglich gehalten werden, und eine Fensterlüftung ermöglichen. Der Schwerpunkt liegt auf dem Einsatz erneuerbarer Energien.
Barrierefreiheit
Alle Nutzflächen im Erdgeschoss werden ebenerdig erreicht. Von den barrierefreien Stellplätzen der Parkgarage besteht eine direkte Verbindung zum Nahversorger. Alle Wohnungen in den Obergeschossen werden über Aufzüge erreicht. Barrierefreie Wohnungen werden entsprechend den Vorgaben nachgewiesen.
Freiraum:
Außenraumflächen im Bereich der Arkaden erweitern den Quartiersplatz. Soweit möglich, sollen die erweiterten Fußgänger-Vorbereiche der öffentlichen Nutzungen rund um den Block von diesen mitgenutzt werden können. Die Nutzung des intensiv begrünten Innenhofs bleibt ausschließlich den Bewohnern vorbehalten, und ist nur über die Treppenhäuser zu erreichen. Auf einen öffentlichen Zugang wird verzichtet, die nachbarschaftsfördernde Aneignung durch die Bewohner steht im Vordergrund. Ausstattungen für Kinderspiel, Sport und Freizeit werden angeboten.
WBW 2025 | 1. Preis |
Planung | 2025 |
BGF-R gesamt | 35.000 m² |
Wohneinheiten | 320 |
Bauherr | ImmoWerk Invest GmbH |
Standort | Dortmund |
Visualisierungen |