Städtebauliches Konzept
Das städtebaulich Konzept würdigt die unmittelbare Nachbarschaft zur Jarrestadt und zur Architektur Karl Schneiders. Das Baufeld wird als Teil dieses für Hamburg spezifischen Ensembles begriffen, nicht als kontrastierend daneben liegend. Wesentliche Motive aus diesem Kontext werden unter Berücksichtigung der Lage des Baufeldes aufgenommen und weiterentwickelt: roter Backstein als Fassadenmaterial, Negativ-Außenecken der Baukörper, Lochfenster, Loggien zur Straße, Balkonbänder auf den Innenseiten.
Das Baufeld wird als Fortsetzung und Abschluss des Bebauungsstreifens zwischen Poßmoorweg und dem Grünzug am Goldbekkanal begriffen, und als solche mit zwei neuen Baukörpern besetzt: Ein fünfgeschossiger L-förmiger Baukörper des ersten Bauabschnitts bildet zusammen mit dem auf dem Nachbargrundstück antizipierten Riegel eine U-Form, die sich nach Süden zum Grünzug öffnet. An der Barmbeker Straße wird die Bebauung zu einem fünfgeschossigen, allseitig geschlossenen Block verdichtet, der der Lärmbelastung an dieser Stelle Rechnung trägt, und entschiedene Raumkanten in alle Richtungen ausbildet. Die auf sieben Geschosse überhöhte Blockflanke an der Barmbeker Straße adressiert als Hochpunkt den großmaßstäblichen Straßenraum.
Die Anordnung der Gebäude grenzt öffentliche und private Außenräume klar ab. Die sehr exponierte Lage an der Barmbeker Straße wird durch einen sehr privaten Innenhof gemildert. Eine öffentlich zugängliche Gasse zwischen den beiden Baukörpern verbindet den Poßmoorweg mit dem Grünzug, und bietet eine Abkürzung zu den dort vorgesehenen Nutzungen.
Nutzungskonzept Gebäude
Im L-förmigen Baukörper des ersten Bauabschnitts werden ausschließlich Wohnungen vorgesehen. Im Block des zweiten Bauabschnitts werden ebenfalls in allen Obergeschossen Wohnungen vorgesehen. Im Erdgeschoss an der Barmbeker Straße werden Ladenmietungen geplant. Hier sollte auch das Jugendberatungszentrum einziehen, sofern dafür kein Sonderbaukörper im Grünzug errichtet wird. Im Erdgeschoss Richtung Grünzug wird der Kindergarten vorgesehen, mit einem Außenspielgelände auf der südlichen Blockaußenseite.
Bauabschnitte/Phasierung
Phase 1
Im ersten Bauabschnitt wird der L-Förmige Baukörper an der Südwestseite des Baufeldes errichtet. Dieser Baukörper bietet bereits einen selbstverständlichen Abschluss der Bebauung am Poßmoorweg, mit eindeutiger Trennung des öffentlichen und privaten Raums. Eine Bebauung entlang des Poßmorweges mit lärmbelasteten Südfassaden wird vermieden. Die Tiefgaragenzufahrt für die Garagen beider Gebäude wird bereits im ersten Bauabschnitt errichtet. Der Bauspielplatz verbleibt mit seinem Hauptgebäude am Ort, und wird nur leicht eingeschränkt. Bolzplatz und Jugendberatungszentrum werden nicht verändert. Der öffentliche Spielplatz zieht auf eine Fläche direkt am Goldbekkanal um. Da diese Fläche später dem Bauspielplatz zugeschlagen werden soll, wird sie bereits so gestaltet, dass die Anlagen später für den Bauspielplatz weiter genutzt werden können. Die öffentliche Wegeverbindung zwischen Bauspielplatz und Hochbahnfläche bleibt bestehen.
Phase 2
Im zweiten Bauabschnitt wird die Bebauung mit dem Block an der Barmbeker Straße abgeschossen. Die öffentlichen Nutzungen werden nun endgültig in dem Grünzug am Goldbekkanal angeordnet: Nahe der Barmbeker Straße liegt der lärmunempfindlichere Bolzplatz. Mittig, und über die neue Gasse gut erreichbar, liegt der öffentliche Spielplatz. Im Südwesten, zwischen Spielplatz und Bootswerft erhält der Bauspielplatz sein neues Areal.
Hochbau – L-förmiges Gebäude
Das L-Förmige Gebäude wird von der neuen Gasse aus über drei Treppenhäuser erschossen. Zwei davon sind Sicherheitstreppenhäuser. Es wird in zwei Vierspänner und einen Dreispänner unterteilt. Das Anleitern mittels Drehleitern erfolgt ausschließlich von der öffentlichen Seite. Feuerwehraufstellflächen auf der Gartenseite werden nicht benötigt. Die Tiefgarageneinfahrt am Poßmoorweg wird in das Gebäude integriert.
Hochbau – Block
Im nordöstlichen Flügel des blockförmigen Gebäudes werden im Erdgeschoss an der Barmbeker Straße Flächen für Ladenmietungen und/oder das Jugendberatungszentrum angeboten. Die Aufteilung ist flexibel. Im Erdgeschoss des südöstlichen Flügels wird der Kindergarten vorgesehen. Er erhält einen Eingang an der Barmbeker Straße und an der Blockaußenseite ein Außenspielgelände mit Südausrichtung. Die Erschließung des Blocks wird Seite für Seite differenziert, um Feuerwehraufstellflächen im Blockinneren zu vermeiden: Der nordöstliche Flügel wird von der Barmbeker Straße aus über zwei Sicherheitstreppenhäuser erschlossen, und in Vierspänner unterteilt. Der nordwestliche Flügel wird vom Poßmoorweg über zwei Treppenhäuser erschlossen, und in Vierspänner unterteilt. Alle Wohnungen können von der Straße angeleitert werden. Der südwestliche Flügel wird von der neuen Gasse über zwei Treppenhäuser erschlossen, und ebenfalls in Vierspänner unterteilt. Alle Wohnungen werden von der Gasse aus angeleitert. Der südöstliche Flügel in Richtung Grünzug wird über Laubengänge erschlossen, die an zwei Treppenhäuser anbinden. Auf diese Weise ist ein Anleitern der Wohnung nicht erforderlich, und eine Feuerwehrzufahrt im Außengelände des Kindergartens im EG wird vermieden. Der Eingang befindet sich an der Barmbeker Straße.
Hochbau – Sonderbauten
Für den Bauspielplatz und optional für das Jugendberatungszentrum werden Solitäre im Grünzug platziert. Wir schlagen vor, diese möglichst ausschließlich aus Recyclingmaterial herzustellen, und das Materialpatchwork auch in den Fassaden abzubilden. Für den BAUi wird das Raumprogramm in ein beheiztes und ein unbeheiztes Haus unterteilt.
Freiraum – Konzept
Die sozialen Infrastrukturen ergänzen den attraktiven öffentlichen Park mit Wasserzugang. Neben der aktiven und passiven Erholung steht die Förderung der ökologischen Funktion im Vordergrund. Der Baui gewinnt durch die neue Lage am Kanal. Er erhält neben schon bekannten Angeboten nun auch einen Bootsbau und Wassererlebnis-Bereich sowie einen Naschgarten mit Obst und Gemüse. Die Zufahrt für Anlieferung und Geräte kann über die zentrale Achse des Quartiers erfolgen. Die öffentliche Parkanlage wird mit den Grünanlagen des Goldbekkanals vernetzt. Die Aufenthalts- und Spielbereiche sind hinter dem Bolzplatz genießen einen gewissen Schutz von der Barmbeker Straße und sind zugleich gut einsehbar. Der „Goldbekbalkon“ und ein weiterer Steg machen das Wasser für Besucher und Wassersportler erlebbar und ermöglichen durch ihre Bauweise einen sensiblen Umgang mit dem Ufer des Kanals.
Vegetation + Ökologie + Regenwassermanagement
Die Bestandbäume werden soweit möglich erhalten bzw. durch Neupflanzungen kompensiert. Durch gezielte Pflanzplanung wird die Biodiversität im Gebiet gefördert, z.B. indem artenreiche Blumen-Kräuter-Klimarasen oder Wildblumenwiesen Einsaaten verwendet werden. In Randbereichen heimische Sträucher und Hochstaudenfluren integriert werden. Nisthilfen und ökologische Nischen für wertvolle Arten werden ebenfalls an geeigneter Stelle ergänzt. Biodiversitätsdächer werden auf den Hochdächern und aktive Dachbegrünungen auf den Tiefgaragen jeweils mit Retentionsdach-Funktion vorgesehen. Die zentrale Achse wird als Versickerungsmulden-Zisternen-System ausgebildet und dient auch als Wasserreservoir zur Bewässerung in Trockenheitsperioden.
WBW 2025 | 1. Preis |
Planung | 2025 |
Bauherr | Hamburg TEAM |
Standort | Hamburg Winterhude |
Aussenanlagen | KRAFT.RAUM. Landschaftsarchitektur und Stadtentwicklung Hamburg, Düsseldorf |
Visualisierungen |